Fu Hok Seung Ying Kuen 虎鶴雙形拳

 

Hung Hei Guan entwickelte aus dem Kranichstil von Fong Wing Chun und dem Tigerstil von Abt Chi Sim das Hung Gar Kuen, was auch als Tiger und Kranich Boxen (Fu Hok Seung Ying) bezeichnet wird. Die Handform selbst wurde jedoch erst von Meister Wong Fei Hung und dessen Vater Wong Kei Ying entwickelt. Sie fügten die  Tiger- und Kranichbewegungen sowie die Techniken der eisernen Brückenarme (Kiu Sao) und der Acht betrunkenen Götter zusammen und entwickelten daraus die Handform – Fu Hok Seung Ying.

Übersetzung der Zeichen:

Fu: Tiger

Hok: Kranich

Seung: doppelt, zwei

Ying: Art, Element

Kuen: Faust

 

 Tiger und Kranich Kombinationsfaust“

 

Die Tiger und Kranich Form gilt aufgrund ihrer ausgeprägten Techniken als das Markenzeichen des Hung Stiles und ist neben der Ng Ying Kuen die eigentliche Kampfform dieses Systems. Die Form beinhaltet sehr viele Kampfelemente und ist wie die Gung Ji Fok Fu Kuen sehr lang und kräftezehrend.

In der Fu Hok Seung Ying Kuen werden die chinesischen Urkräfte Yin und Yang vereint. Dabei steht der harte Tiger für Yang und der weiche Kranich für Yin. Diese zwei Elemente zeigen den krassen Gegensatz auf,  und doch ergänzen sich die beiden Pole untereinander. So folgen auf die harten und kräftigen Tigertechniken weiche Ausweichbewegungen des Kranichs. Diese Kombinationen aus harten und weichen Bewegungen machen den Hung Gar Kämpfer zu einem unberechenbaren Gegner. Die Fu Hok Seung Ying Kuen ist so komplex, daß sie oftmals als eigenständiger Stil betrachtet wird.

Namen wie „der Tiger reißt das Lamm“, „der Kranich fischt nach Krebsen“ oder „die Sonne und den Mond tragen“ geben der Tiger und Kranich Form eine sehr poetische Note. Ein Hung Gar Meister beschrieb die Form einmal als „a poetry in motion“ – „ein Gedicht in der Bewegung“. Dies soll heißen, daß das Laufen dieser Form eine Art Geschichte erzählt.

Doch die Fu Hok Seung Ying Kuen bietet noch mehr. Zusätzlich zu den Techniken der Eisernen Brückenarme (Tit Kiu Sao) von Meister Tit Kiu Sam werden in dieser Form auch die Techniken der Acht betrunkenen Götter gelehrt. Weitere Kombinationen der Techniken, die bereits in der Gung Ji Fok Fu Kuen erlernt wurden, lassen das kämpferische Repertoire des Schülers weiter wachsen.

Die Bewegungen des Tigers kräftigen den gesamten Körper. Der Kranichteil lehrt Flexibilität und Beweglichkeit. Das Erlernte wirkt sich schließlich auch auf den Geist aus, der dadurch willensstark wird, aber doch beweglich und flexibel bleibt.

Mit den Bewegungen der Acht betrunkenen Götter wird der gesamte Rückenbereich gedehnt und gekräftigt. Außerdem schulen diese „betrunkenen“ Techniken das Gleichgewicht, indem „schwankende“, scheinbar unkontrollierte Bewegungen ausgeführt werden. Hier gilt es aber trotzdem den Körper und das Gleichgewicht zu beherrschen.

Ein weiterer Bestandteil der Form sind die Atemübungen mit Brückenarmen (Kiu Sao), die der Schulung des Atems und der Kultivierung des Qi dienen. Diese Atemübungen basieren auf den Kenntnissen, die man aus der Gung Ji Fok Fu Kuen mitbringt. Bei den Bewegungen des Tigers und des Kranichs werden spezielle Laute ausgestoßen, die dem Knurren des Tigers und dem Schrei des Kranichs nachempfunden sind. Diese Laute werden zur Unterstützung der Technik benutzt und sind als eine Art „Kampfschrei“ anzusehen. Sie sollen die aufgestaute Energie im Körper explosionsartig freisetzen und geben so der Technik mehr Kraft (Ging Li).

Die mentale Auseinandersetzung mit der Wesensart der beiden Tiere (Tiger und Kranich) soll dem Übenden die unterschiedlichen und gegenteiligen (hart und weich) Charaktereigenschaften dieser Tiere näherbringen. So soll sich der Schüler die wilde, unbändige Entschlossenheit und Kraft des Tigers zunutze machen aber dabei gleichzeitig so flink, weich und kontrolliert wie ein Kranich sein. Man muß lernen, wann man welches Element (Yin oder Yang) im Kampf anzuwenden hat.

 

 

    

 

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